Warum netzbildende Eigenschaften jetzt entscheidend sind
Mit dem fortschreitenden Ausbau erneuerbarer Energien sinkt die Anzahl konventioneller Kraftwerke, die bislang durch ihre rotierenden Massen natürliche Trägheit und damit Stabilität ins Stromnetz brachten.
Um auch in einem Stromsystem mit 100 % erneuerbaren Energien die Netzstabilität zu gewährleisten, müssen neue technische Lösungen etabliert werden. Netzbildende Eigenschaften von Kundenanlagen spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen es, Spannung und Frequenz aktiv vorzugeben und Momentanreserve bereitzustellen – essenzielle Funktionen für ein stabiles Stromnetz.
Technische Anforderungen: Was bedeutet „netzbildend“?
Netzbildende Einheiten verhalten sich wie trägheitsbehaftete Spannungsquellen. Sie sind in der Lage:
Diese Fähigkeiten sind entscheidend, um die Systemstabilität in einem zunehmend dezentralen und erneuerbaren Stromsystem sicherzustellen.
VDE FNN Hinweis: Technische Grundlage für die Zukunft
Der VDE FNN Hinweis „Technische Anforderungen an Netzbildende Eigenschaften inklusive der Bereitstellung von Momentanreserve“ definiert die notwendigen technischen Anforderungen und Nachweise für netzbildende Kundenanlagen. Er liefert die technische Grundlage, um am geplanten Momentanreserve-Markt teilzunehmen und stellt damit einen wichtigen Meilenstein der Roadmap Systemstabilität des BMWK dar.
Der Hinweis gilt für:
Er beschreibt zudem die Möglichkeit, bestehende Typ-2-Einheiten mit netzfolgender Technologie in netzbildende Einheiten umzurüsten.
Marktmechanismus: Die Rolle der Bundesnetzagentur
Die Bundesnetzagentur hat mit dem Beschluss BK6-23-010 die Rahmenbedingungen für die marktgestützte Beschaffung von Momentanreserve festgelegt. Anbieter können eine selbst gewählte Menge an Momentanreserve zu einem von den Übertragungsnetzbetreibern festgelegten Einheitspreis anbieten. Die Übertragungsnetzbetreiber sind verpflichtet, die angebotene Menge zu diesem Preis abzunehmen.
Dieses Festpreisverfahren soll einen schnellen Markthochlauf fördern und Anreize für die Bereitstellung netzbildender Eigenschaften schaffen. Frühzeitige Angebote werden höher vergütet als spätere, um einen schnellen Markthochlauf zu fördern.
Nachweisverfahren: Zertifizierung netzbildender Einheiten
Anlagen, welche die Konformität mit den Anforderungen nachweisen können, erfüllen die technischen Voraussetzungen zur Teilnahme am Momentanreserve-Markt. Der oben genannte VDE FNN Hinweis beschreibt die Vorgehensweise zur messtechnischen Prüfung und simulativen Bewertung von netzbildenden Einheiten und schafft gemeinsam mit den noch zu erstellenden Beiblättern der FGW TR 3, 4 und 8 die Grundlage zu ihrer Zertifizierung.
Der Weg zu einem stabilen, erneuerbaren Stromsystem
Die Integration netzbildender Eigenschaften in Kundenanlagen ist ein entscheidender Schritt, um die Systemstabilität in einem Stromsystem mit hohem Anteil erneuerbarer Energien zu gewährleisten. Die technischen Anforderungen und Marktmechanismen sind nun definiert – jetzt liegt es an Herstellern, Netzbetreibern und Anlagenbetreibern, diese umzusetzen und aktiv an der Gestaltung des Stromsystems der Zukunft mitzuwirken.
Weiterführende Informationen:
Kontaktieren Sie uns – wir beraten Sie gerne individuell und unverbindlich.
Unsere akkreditierte Zertifizierungsstelle ist in der Lage, Sie kurzfristig zu unterstützen – von der Prüfung der technischen Voraussetzungen bis hin zur strukturierten Planung und Durchführung der Nachweisführung. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Ihre Anlage den zukünftigen Anforderungen gerecht wird und aktiv zur Netzstabilität beiträgt!
Hinweis: Die in diesem Blogbeitrag enthaltenen Informationen basieren auf den aktuellen Veröffentlichungen des VDE FNN und der Bundesnetzagentur. Für detaillierte technische Spezifikationen und rechtliche Rahmenbedingungen konsultieren Sie bitte die Originaldokumente.
Tobias Busboom – Ihr Ansprechpartner

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