Im Januar soll es die ersten Einheitenzertifikate für Altanlagen geben. Tagung zum SDLBonus präsentiert 180-Grad-Wende in der Branchen-Philosophie. Die Umrüstungskosten schwanken zwischen 20.000 und 130.000 € pro Mühle. „

Wir sind nun Teil des Kraftwerkparks. Das ist eine 180-Grad-Wende in der Windenergie- Philosophie. Dies wird in der Gesetzgebung für die Altanlagen viel zu wenig berücksichtigt.“ Dieter Fries findet deutliche Worte. Vor 20 Jahren noch mit dem Vertrieb von Micon-Mühlen gestartet, ist Dieter Fries heute als Windparkplaner und nebenbei ehrenamtlich als Betreiberbeirats-Vorsitzender des Bundesverbandes Windenergie (BWE) tätig.

Es geht um den Systemdienstleistungs-(SDL)-Bonus an diesem 26. November auf der BWE-Tagung im Hamburger Empire Riverside Hotel, und es geht um mehr als 8.800 Altanlagen, die zwischen 2002 und 2008 in Deutschland errichtet wurden und sich theoretisch zu besserer Netzverträglichkeit mit Kraftwerkseigenschaften (vgl. EE 11+12/2009) umrüsten ließen.

„Fakt ist, dass die Ausführungen des Anschlusses den Anforderungen des Netzbetreibers entsprechen müssen“, sagt Rechtsanwalt Dr. Reinhard Nierer. Die VDE-Normen sind damit bindend; Nierer konstatiert einen „System-Bruch: Erstmals wird eine Richtlinie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vom Juni 2008 zum Gesetz, und das gilt nun auch für Windenergieanlagen“.

„Wenn wir konventionelle Kraftwerke rausnehmen wollen, brauchen wir dazu SDLFähigkeiten“, meint Jochen Möller, der ehemalige Technische Leiter von Windtest und heute Inhaber der Moeller Operating Engineering. „Windenergie wird an windstarken Tagen zeitweise die Grundlast decken können“, lautet sein Ausblick auf die Jahre ab 2020. Derzeit lägen die Haupthürden für die Umrüstung in den fehlenden Einheitenzertifikaten der Mühlen, der Abstimmung mit dem Netzbetreiber, der fehlenden Wirtschaftlichkeit, der Manpower, der fehlenden Zeit – die Umrüstung muss bis Jahresende 2010 erfolgen – und an der fehlenden Erfahrung. „Denn die haben wir alle noch nicht“, sagt Möller freimütig. Angesichts geringer Stückzahlen würde eine Umrüstung der Altanlagen von Fuhrländer, Gamesa und DeWind kaum Sinn haben. Die Gesamtkosten pro Mühle könnten zwischen 20.000 und 130.000 € schwanken. Eine Grobabschätzung des Blindleistungsbedarfes in der jeweiligen Parkkonfiguration und der Netzverteilung würde eine Menge Geld sparen. Bei einer engen Kooperation mit den großen fünf deutschen Windenergie-Verteilnetzbetreibern wie E.on edis., E.on und EWE hätte man schon 60 % der installierten Windenergieleistung abgedeckt.

(Auszug aus ERNEUERBARE ENERGIEN Ausgabe 1, Januar 2010)

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