Der Innovationsraum ist ein Aushängeschild für Itzehoe. Das Gewerbegebiet an der Ausfahrt Itzehoe-Nord A 23 steht für High-Tech und Spitzenforschung. Doch welche Unternehmen sind hier beheimatet? In der Stadtzeitung stellen wir sie in loser Serie vor. Dieses Mal: Moeller Operating Engineering. Das Unternehmen, das unter anderem Windkraftanlagen prüft, zertifiziert und inspiziert, ist ein wichtiger Akteur der Energiewende.

Im Einsatz für die Energiewende: Mit seinem Team überprüft und zertifiziert Jochen Möller Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien.

Im Einsatz für die Energiewende: Mit seinem Team überprüft und zertifiziert Jochen Möller Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien.

Wer wie Jochen Möller berufsmäßig mit Solar- und Windenergie zu tun hat, kennt sich mit wechselhaftem Wetter und unterschiedlichen Luftbewegungen aus. Als Geschäftsführer der Moeller Operating Engineering GmbH (M.O.E.) – das 2009 gegründete Unternehmen ist auf die Zertifizierung, Messung und Inspektion von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien spezialisiert – hat er Phasen mit anhaltendem Sonnenschein und Rückenwind erlebt. Aber er musste auch Zeiten mit dunklen Wolken und einigen Flauten durchmachen. So gab es 2014 aufgrund veränderter Förderbedingungen einen Einbruch bei den Photovoltaikanlagen. 2017 wiederholte sich die Situation bei der Windkraft. M.O.E. überstand diese Delle aufgrund eines breit aufgestellten Serviceangebots. „Photovoltaik, Windenergie, Biogas, Wasserkraft und Gasturbine – wir zertifizieren im Grunde alles, was Strom erzeugt. Innerhalb dieser Technologien sind wir in der gesamten Wertschöpfungskette unterwegs, sprich von der Prototypentwicklung über die Testphase und die Einheitenzertifizierung. Später betreuen wir die Betreiber und Entwickler. Wir sind also auch für die Hersteller der Anlagen aktiv“, sagt Möller. So braucht sich das Unternehmen des Diplom-Ingenieurs heute über mangelnde Arbeit keine Gedanken zu machen. Im Gegenteil: „Bei uns laufen mehr Auftragsanfragen ein, als wir bedienen können“, freut sich Möller. Kein Wunder, hat doch die Energiewende in Deutschland wieder an Fahrt aufgenommen.

Boombranche: Mit Windenergie lässt sich in Schleswig-Holstein lässt sich eine gute Wertschöpfung erzielen – davon profitiert auch M.O.E. aus Itzehoe.

Boombranche: Mit Windenergie in Schleswig-Holstein lässt sich eine gute Wertschöpfung erzielen – davon profitiert auch M.O.E. aus Itzehoe.

Erneuerbare boomen
Entsprechend boomt die Branche. Laut Umweltbundesamt ist der Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch von 41,2 Prozent im Jahr 2021 auf 46,2 Prozent im Jahr 2022 deutlich angewachsen. Die gegenüber dem Jahr 2021 wieder günstigeren Windbedingungen, zusammen mit sehr sonnigem Wetter und einem großen Zuwachs an neuen Photovoltaikanlagen, hätten für deutlich mehr erneuerbaren Strom bei gleichzeitig sinkendem Stromverbrauch gesorgt. Betrachtet man Strom und Wärme zusammen, liegt der Anteil der Erneuerbaren am gesamten Energieverbrauch bei 20,4 Prozent. Nachdem der Bundesbehörde zufolge im Jahr 2020 das deutsche 18-Prozent-Ziel nach der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie mit 19,1 Prozent übererfüllt wurde, stagnierte der Anteil in 2021 nahezu. Im Jahr 2022 gab es auch aufgrund des krisenbedingt rückläufigen Energieverbrauchs in den Sektoren Strom und Wärme wieder einen Anstieg.
Darüber ist Jochen Möller nicht nur als Unternehmer glücklich. „Ich bin auch Idealist. Mir geht es darum, dass wir in Deutschland zur 100-prozentigen Energieversorgung aus Erneuerbaren kommen, ohne dass uns das Licht ausgeht“, so der 55-Jährige. Dafür müssen die Windräder, Photovoltaik- und Biogasanlagen in elektrischer und mechanischer Hinsicht überprüft werden, gerade auch mit Blick auf stabile Netze.

 

Mängeln auf der Spur
Die Arbeit von M.O.E. beschreibt Möller so: „Bevor ein Projekt geplant ist, erhalten wir die Planungsunterlagen und schauen uns die Entwürfe an. Wenn das alles richtig geplant ist, geben wir das Go. Mit unserem Anlagenzertifikat bekommt der Betreiber den Netzanschluss. Dieser wiederum ist Grundlage für die Finanzierung und den Bau der Anlage.“ Wenn gebaut sei, überprüfe M.O.E., ob auch alles so wie im Plan umgesetzt wurde. Beanstandungen gebe es etwa, wenn die Parameter der Schutzeinstellungen falsch sind, oder Verbindungen zum Regler fehlen, sodass die Windleistung nicht sauber justiert werden kann. Es habe auch schon Fälle gegeben, bei denen andere Erzeugeranlagen als angegeben verbaut wurden. Zum Glück falle so etwas auf, denn ansonsten funktioniere das ganze System nicht. „Wir stellen im Schnitt bei 80 Prozent der Projekte Mängel fest. Unsere Qualitätskontrolle ist also noch extrem wichtig.“ Dies hätten der Gesetzgeber hierzulande, die Europäische Union sowie auch die Netzbetreiber erkannt. „Unser Verantwortungsbereich ist stetig größer geworden“, sagt Möller.

Bekenntnis zum Standort Itzehoe: Im Frühjahr hat M.O.E. seine Büros im neu gebauten Innovatorium bezogen.

Bekenntnis zum Standort Itzehoe: Im Frühjahr hat M.O.E. seine Büros im neu gebauten Innovatorium bezogen.

Stetiges Wachstum
Damit ist auch das Unternehmen, das einst im Innovationszentrum mit acht Mitarbeitern gestartet ist, kontinuierlich gewachsen. Heute hat M.O.E. 100 Mitarbeitende. Die Hälfte davon arbeitet von Itzehoe aus. Im Frühjahr konnte das dortige Team in das neu gebaute Innovatorium, einem Bürohauskomplex in direkter Nachbarschaft zum Innovationszentrum IZET, einziehen. Das Gebäude ist in nachhaltiger Holzständerbauweise errichtet worden. Die Arbeitsplätze sind auf 700 Quadratmetern und zwei Etagen verteilt. Zudem gibt es ein Büro in Kiel mit 40 Mitarbeitenden. Außerdem ist M.O.E. in Hamburg und Flensburg mit jeweils fünf Mitarbeitenden vertreten.

Dicht dran am Nachwuchs
Die zusätzlichen Standorte erklären sich aus der Nähe zu den Fachhochschulen. „Unsere Hauptrekrutierungsquellen für neue Fachkräfte sind die Hochschulen in Schleswig-Holstein, allen voran die FH Kiel“, sagt Möller. So suche M.O.E. aktuell qualifizierte Elektro-Techniker, Elektroingenieure und Maschinenbauer. Um die begehrten Arbeitskräfte zu gewinnen, setzt das Unternehmen auf frühzeitige Kontakte. „Wir bieten duales Studium, industriebegleitendes Studieren und Themen für Thesisarbeiten an. Außerdem kann man bei uns Praktika machen“, nennt Möller einige Maßnahmen der Mitarbeitergewinnung. Das hat bislang gut geklappt, aber angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland werde man künftig auch stärker international gucken.
Gute Argumente, um hochqualifiziertes Personal von sich zu überzeugen, hat M.O.E. „Bei uns arbeitet man in einem jungen Team an einem interessanten, nachhaltigen Thema. Wir sind in einer Boombranche einer der Marktführer und so aufgestellt, dass wir mit unseren Services die unterschiedlichen Bereiche der Erneuerbaren abdecken. Wer zu uns kommt, hat einen sicheren Arbeitsplatz“, sagt Möller voller Überzeugung. Der langfristige Mietvertrag im neuen Innovatorium ist ein deutliches Zeichen, dass M.O.E. sich in Itzehoe „superwohl“ fühlt – bei Wind und Wetter.

M.O.E. in Kürze
Im April 2009 hat Jochen Möller Moeller Operating Engineering (M.O.E.) in Meldorf gegründet. Als Ein-Mann-Betrieb gestartet, konnte er sich der Auftragsflut nicht erwehren. Bereits im November hatte das Unternehmen acht Mitarbeiter und zog ins Innovationszentrum IZET nach Itzehoe. Im Jahr 2010 war M.O.E. eines der ersten Unternehmen, das in Deutschland als Zertifizierungsstelle zugelassen wurde. Schon im folgenden Jahr waren Windparks mit einer installierten Leistung von einem Gigawatt begutachtet, die ersten 50 Aufträge für Zertifikate für Photovoltaik-Anlagen erteilt, und das junge Unternehmen hatte bereits Niederlassungen in Hamburg und Kiel. Rasant ging das Wachstum weiter. M.O.E. begutachtete bald auch Blockheizkraftwerke/ Verbrennungskraftmaschinen und wurde dank neuer Akkreditierungen für ausländische Netzanschlussregeln auch international tätig in Ländern wie Spanien und Rumänien. Immer neue Dienstleistungen für die Branche, eine Inspektionsstelle als auch das Prüflabor kamen hinzu. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 100 Mitarbeitende. Das Durchschnittsalter liegt bei 36 Jahren. Rund 30 Prozent der Belegschaft sind Frauen.
Mehr Infos: www.moe-service.com

Artikel veröffentlicht in der Stadtzeitung Itzehoe.